Elektrifizierung einer Hegi Huey Cobra von Schlüter

16.1.2020
Ich habe mich entschlossen, eine weitere Cobra zu elektrifizieren. Dazu werde ich das rote Exemplar verwenden, da ich dieses beim Schweben mit Sicherheit besser erkennen kann als die getarnte Maschine.
Der Motor ist schon da, Zahnräder, Regler und Lüfter sind bestellt.

21.1.2020
Mittlerweile habe ich die Cobra zum Teil zerlegt.

Zuerst kam sie natürlich, wie bei allen solchen Projekten, auf die Waage: 4590 g.

Die Rotorwelle samt Taumelscheibe ist demontiert. Das Kufengestell ebenfalls, dabei hat leider eines der Schwingelemente das Zeitliche gesegnet. Um das Chassis samt Motor und Getriebe ausbauen zu können, musste ich zunächst den Auspuff entfernen. Das ging schließlich mit einem Schraubendreher mit Kardangelenk, anders war an die Schraube der Auspuffschelle nicht heran zu kommen.

Motor und Kühlluftführung konnte ich leicht vom Chassis trennen. Beim Getriebe gab es mehr Arbeit, da es nicht nur verschraubt, sondern auch mit 2K-Kleber befestigt war. Am Ende brach einer der Füße ab. Schade - aber nicht mehr zu ändern.
Das Getriebegehäuse öffnete ich mit der bewährten Teppichmesserklinge. Über Nacht ließ ich das Restöl ablaufen - auf dem Balkon, denn das Zeug stinkt bestialisch. Zum Schluß brach ich die Räderblöcke aus der Verklebung und reinigte alle Teile mit Bremsenreiniger.

Die Zahnräder und der Lüfter fürs BEC sind inzwischen eingeroffen, ein neues Getriebegehäuse von Kurt Pastuschka ist bestellt.

25.1.2020
Die Regler aus China sind heute angekommen.

28.1.2020
Die Kupplungsglocke ist von der Getriebeeingangswelle herrunter und alle Kugellager sind von anhaftenden Kleberresten befreit. Als probates Werkzeug hat sich hier eine normale Schlüsselfeile bewährt. Sie nimmt zwar den Kleber weg, hinterlässt aber nicht mal einen Kratzer auf den Lagern. Aussprühen mit Bremsenreiniger spült dann alle Kleberpartikel aus den Lagern.

Die Chassisbleche sind mittlerweile auch ausreichend sauber. Dazu habe ich Scheuerpulver und dann 400er und 600er Schleifpapier unter fließendem Wasser benutzt.

29.1.2020
Das Getriebegehäuse von Kurt ist heute eingetroffen.
Zuerst durften die Räderblöcke "probesitzen", damit klar ist, daß alles zusammen passt.
Dann reingte ich das Getriebeghäuse mit Bremsenreiniger. Genau nach Anleitung kam an den vorgesehenen Stellen UHU plus endfest 300 drauf. Schließlich fügte ich die Räderblöcke ein, setzte die beiden Gehäusehälften zusammen und verschraubte alles mit mäßiger Kraft. Zuerst die Mittelschraube, dann die vier Ecken und zum Schluß die restlichen vier Schrauben. In der gleichen Reihenfolge zog ich die Schrauben immer fester, bis sie gut handfest sitzen. Ungefähr alle Stunde drehte ich das Getriebe durch, falls irgendwo Klebstoff in ein Lager geraten sein sollte.

31.1.2020
Das Getriebe ist fertig zum Verbauen. Die Räder drehen ohne Probleme durch.

13.2.2020
Das Getriebe dieser Cobra ist inzwischen in der "elektrschen" Cobra verbaut. Damit es hier auch weitergeht, klebte ich gestern das alte Getriebe der "elektrschen" Cobra nach gründlicher Reinigung und mit neuen Lagern an der Kupplungs- und Heckausgangswelle wieder zusammen. Heute laufen die Wellen sauber und spielfrei, es kann also weitergehen.
Ich baute alles, was ich von der Fernsteuerung nicht brauche, aus dem Rumpf aus:

Anschließend schloß ich probehalber einen Empfänger und die frühere Empfängerstromversorgung der "elektrschen" Cobra an. Damit testete ich die Gängigkeit der Servos. Hier funktioniert alles ohne Auffälligkeiten.
Der Heckrotor läuft auch sehr leicht, ist also wohl gut gewartet gewesen.

14.3.2020
Nach den heutigen Flügen mit der "elektrischen" Cobra entschloss ich mich ganz spontan, den funktionierenden Antrieb in die vorbereitete rote Cobra zu verpflanzen. Das Ganze dauerte mit allen Tests dann gut zweieinhalb Stunden. Die beiden Maschinen sind nicht ganz genau gleich, sie haben ja sichtbar unterschiedliche Karrieren hinter sich.
So musste ich die biegsame Welle zum Heckrotor um rund 3 mm kürzen. Die Servos sind C4421 mit langen Armen, deswegen reduzierte ich die Servowege elektronisch auf 90%. Sonst schlug der Steuerhebel für Stabilisierungsstange hörbar auf der Wippe auf.

15.3.2020
Die Akkus sind geladen, es ging auf den Flugplatz. Auch der Kameramann war da, um den praktischen Einsatz der Cobra zu dokumentieren.
Das Schweben mit der roten Cobra macht sehr viel mehr Spaß als mit dem tarnfarbenen Exemplar. Einfach, weil sie viel besser erkennbar ist.

Insgesamt erreichte ich mit vier Schwebeflügen eine Flugzeit von knapp 40 Minuten. Es machte mir jetzt richtig Spaß!

16.3.2020
Das wars mit Fliegen - alle Modellflugplätze sind bis auf weiteres gesperrt!

3.4.2020
Bei einem der letzten Flüge im März hatte ich ein deutliches Knacken gehört, konnte aber auf dem Flugplatz keinen Defekt an der Mechanik entdecken. Erst zu Hause in der Werkstatt fiel mir auf, daß die Kabinenhaubenverriegelung losgebrochen war.

Heute setze ich mich geschwind an die Reparatur - dachte ich.

Das Ausbauen der Verriegelung (eigentlich ein "Rausfummeln") kostet viel Zeit, ich will ja sonst nichts beschädigen. Das Ergebnis ist eine selbst gebaute Verriegelung. Funktionsfähig, aber nicht original. Ich entschließe mich, den originalen Verschluß einzubauen. Ein passendes Federblech dazu liegt in der Ersatzteilsammlung und muss nur entrostet werden.

Ein Blick in den Bauplan zeigt, daß das Blech nicht einfach eingeschraubt ist, sondern in einer Aussparung des Rumpfes auf dem Spant 6 sitzt. Also fräse ich diese Aussparung grob passend in das GfK. Das Polyester-Material staubt zum Glück nicht, sondern prodiziert nur eine Menge grobe Krümel. Die frisst mein Staubsauger gerne.
Mit einer Schlüsselfeile und passe ich die Aussparung dann an die endgültigen Maße an.

Etwas fummelig ist das Festschrauben des Blechs. Ich verwende bei solchen Verschraubungen immer Schraubensicherung. Das erleichtert hier die Sache - die Muttern mit U-Scheibe kleben damit auf der Fingerspitze. Mit etwas Gefühl sind die Schrauben dann schnell richtig platziert und festgedreht.

Die Kabine bekommt noch den obligatorischen Verschlußbolzen eingesetzt. Nach dem Abbinden des Leims setze ich alles zusammen. Es passt und die Kabine sitzt stramm an ihrem Platz.

Ein netter Nebeneffekt ist, daß das Akku-Wechseln jetzt einfacher geht, als mit der immer etwas klemmenden Schiebe-Verriegelung.

14.6.2020
Aufgrund einer Nachfrage, wie ich den Schwerpunkt einstelle:
Ich hatte ja anfangs einen Empfängerakku in der Cobra. Der lag ganz vorne in der Nase. Der Antriebsakku kam dabei hinter den mittleren Kabinenspant auf ein Brett und war mit einem Kabelbinder und Neoprenaufklebern gesichert. Dadurch konnte ich die Lage je nach Akkugewicht verändern und so den Schwerpunkt einstellen.
Der Empfängerakku ist inzwischen entfallen, also musste der Antriebsakku vor den mittleren Kabinenspant wandern. Hier ist er stehend mit einer Klettband-Schlaufe befestigt. Damit die Anschlussleitungen über dem Spant verlaufen, liegt unter dem Akku ein Styrodur-Klotz.

Vor ein paar Wochen hatte ich die Trimmung vom Sender auf die Mechanik übetragen. Dabei ist mir leider ein Missgeschick passiert, das ich erst gestern beim Schwebeversuch bemerkt habe. Ich habe die Heckrotoransteuerung nur "Pi mal Daumen" so eingestellt, wie sie nach der Trimmung sein sollte. Das hat sich gerächt: die Cobra war nicht mehr gerade zu halten, sondern drehte immer nach rechts weg. Offensichtlich hatte ich es mit dem Heckrotorpitch übertrieben.

Noch bevor ich ans Einstellen gehen konnte, fiel mir auf, daß die Schraube unten links den maximalen Pitch begrenzt. Das änderte ich sicherheitshalber erstmal noch.

Das Einstellen des Heckrotors ist auf einer eigenen Seite beschrieben.

20.6.2020
Vorhin war ich zum Testen der neuen Heckrotoreinstellung auf dem Flugplatz - ein Reinfall. Das Heck reagiert träge und ruckartig, die Trimmung ist am Linksanschlag. Beim probeweisen Betätigen der Heckrotorsteuerung im Stand ist etwas rechts der Mitte ein deutliches Knacken aus dem Heckrohr zu vernehmen.

26.6.2020
Heute nehme ich die Mechanik auseinander, um an den Heckrotor zu kommen. Vorher teste ich nochmals auf das Knacken, es kommt aus dem hinteren Teil des Heckrohrs. Als ich die Steuerkulisse in der Hand habe, scheint die Ursache klar zu sein. Es gibt eine merkliche Vertiefung in der Mitte der linken Seite der Führung. Also muss ich mir wohl eine neue Kulisse anfertigen.

6.7.2020
Ich habe mir inzwischen mal die Steuerkulissen anderer Modelle angesehen. Sie sehen mehr oder weniger alle gleich aus, mit der Delle in der Mitte. Das ist wohl normaler Verschleiß.
Die Hülse des Steuerdrahts vom Servo an den Heckrotor liegt ziemlich lose im Rumpfheck. Eigentlich sollte sie am hinteren Spant im Rumpf und am ersten Spant im Heck verklebt sein. Sie hat sich aber wohl hinten gelöst, vorne sitzt sie jedenfalls fest. Daß das die Ursache für das Knacken und die schlechte Steuerkontrolle am Heck sein könnte, war meine erste Vermutung, aus Tagen mit einem Motorflugzeug mit einem solchen Schaden.
Jetzt will ich es genau wissen. Empfängerstromversorgung angeschlossen und die Hecksteuerung betätigt. Es knackt, auch ohne die Steuerkulisse. Erst als ich mit der Hand im Heckausleger die Hülse des Steuerdrahtes an die Rumpfwand drücke, ist das Knacken weg. Mit der Fingerspitze kommt ich bis vielleicht 15 cm vor das Höhenleitwerk, aber die letzten Zentimeter sind ziemlich egal.
Nun kommt der fummelige Teil. Ich gebe einen großen Tropfen 5-Minuten-Epoxy so weit hinten auf die Hülse, wie ich es schaffe. Dann stopfe ich den Heckausleger mit Zeitungspapier voll. Wenn davon etwas am Kleber hängen bleibt, stört das Gewicht nicht. Und man sieht es ohnehin nicht.

Nach ein paar Stunden rupfe ich die Zeitung heraus, die Klebung hält. Nochmal ein Test der Steuerung: das Knacken ist weg!

7.7.2020
Ich musste noch den Heckrotor einstellen. Jetzt ist die Cobra wieder flugbereit. Ich bin gespannt auf das Ergebnis der "Operation".

11.7.2020
Die Reparatur der Giersteuerung war erfolgreich! Das Heck reagiert wieder gut, und ohne unerwartete Sprünge.

25.7.2020
Vor ein paar Tagen baute ich einen alten mechanischen Kreisel (Graupner NEJ-120 BB) in diese Cobra. Zunächst mal nur provisorisch, in Schaumstoff gepackt, vor den Servos.
Heute konnte ich die Sache testen, es war doch mehr Wind als mir normalerweise lieb gewesen wäre. Obwohl die Verstärkung noch so eingestellt ist, wie sie im letzten Modell war (das müsste der Comeback gewesen sein), funktionierte die Sache merklich.
Einziges Problem: die Giertrimmung ist am linken Anschlag, und mir fehlt auf dem Platz das Werkzeug, die beiden Stellringe am Heckrotor neu einzustellen. Zu Hause messe ich den Unterschied zwischen dem inneren Stellring und der Heckrotornabe zu 0,5 mm (7,75 mm mit Trimmung, 8,25 mm ohne). Ich verschiebe also die Stellringe auf den geringeren Abstand und werde das dann beim nächsten Einsatz auf dem Platz testen.

Und weil ich die Cobra ja durch den Kreisel schwerer gemacht habe, kommt sie gleich auch noch auf die Waage: mit Akku, also abflugfertig zeigt diese 4,75 kg an.

Nachmittags, bei bis um 20 km/h Wind, hat's mir die Cobra teilweise schon beim Hochdrehen fast umgekippt - aber nicht weggedreht. Es geht dann eigentlich nur schnell Hochdrehen und abheben. Nick und Roll darf man dann nicht zu zaghaft und vor allem nicht zu kurz betätigen. Die Reaktion kommt, aber es dauert etwas. Aber dann gehts richtig. Nach fünf Minuten reicht es mir - es macht so keinen Spaß.

30.7.2020
Heute absolvierte ich, dank zwei weiterer Akkus, vier Schwebeflüge von jeweils etwa 10 Minuten Dauer. Zunächst fast ohne Wind. Dabei hat sich die Heckrotoreinstellung als recht brauchbar herausgestellt. Es ist noch viel Trimmung nach rechts am Sender nötig, aber sonst passt die Sache. Die Trimmung werde ich noch mechanisch nachstellen.
Der aufkommende leicht böige Wind hat auch die Wirkung des Kreisels bestätigt. Die durch plötzliches Absacken oder Wegsteigen notwendigen Drehzahländerungen werden einigermaßen gedämpft. Aber eben nur einigermaßen. Da ist eine höhere Verstärkung sicher sinnvoll. Der Kreisel befindet sich schließlich fast in der Nasenspitze der Cobra.
Zudem hat der Wind ein weiteres Phänomen bestätigt, das auch Dieter Schlüter in der Anleitung zur Cobra beschreibt. Bei viel Vorwärtsfahrt braucht man größere Heckrotorausschläge. Ist aber auch klar, da die Drehzahl nicht mehr so hoch sein braucht. Da ist man beim Schweben manchmal mit kräftigen Knüppelwegen dabei. Dahingehend muss ich prüfen, ob mechanisch noch mehr Weg möglich ist.

Insgesamt war es ein erfolgreicher Flugmittag.

1.8.2020
Zur Dokumentation hab ich heute mal wieder ein Video filmen lassen:

21.8.2020
Heute morgen war es schön windstill und vor allem noch angenehm kühl. Also wollte ich mal wieder vier Akkus leerfliegen.
Leider war nach dem ersten Akku und 8 Minuten Flugzeit endgültig Schluss. Nach einer fast gelungenen Ziellandung fuhr ich den Motor zum Stillstand herunter, um die Flugzeit zu kontrollieren. Beim anschließenden "Gas"-Geben knurrte der Motor noch zweimal, dann passierte nichts mehr.
In der Cobra war nichts übermaßig heiß, also Akku abziehen und wieder neu anstecken - vielleicht hat sich der Regler verhaspelt. Es passiert - nichts. Jetzt muss ein anderer Akku her. Auch hier - nichts. Also ein fast neuer Akku, vielleicht sind die alten ja endgülig hinüber. Aber auch damit - nichts.
BEC tut allerdings noch.

Der Verdacht ist: Regler oder Motor ist hin. Immerhin lässt sich der Motor leicht drehen, es klemmt also nichts.

Am Nachmittag baue ich geschwind das Chassis aus der Cobra. Das dauert inzwischen nur noch 15 Minuten. Zum Testen schließe ich nochmal einen Akku an, aber es passiertet immer noch nichts.
Als nächstes trenne ich die Verbindung zwischen Regler und Motor. Ich schließe provisorisch einen neuen Regler gleichen Typs an den Motor an. Mit diesem Regler funktioniert der Aufbau wieder!
Also versehe ich den neuen Regler mit Verlängerungen in den Batteriekabeln und einem Antiblitz. Wieder testen: es geht alles. Dann schließe ich den Motor wieder an. Noch ein Test: alles prima.

Bleibt noch der Lüfter. Diesmal belasse ich den Regler im originalen Schrumpfschlauch. Ich schneide nur zwei kleine Löcher an den Ecken des Kühlkörpers und zwei größere Löcher vorne und hinten unter dem Lüfterrad. So kann die Luft von oben in den Kühlkörper und seitlich wieder heraus. Schließlich verlängere ich das Lüfterkabel mit einem Servokabel. So kann ich es direkt im Empfänger einstecken und brauche nicht am Regler herumzulöten.

Der defekte Regler war vermutlich auch am im letzten Dutzend Flügen immer weiter ansteigenden Stromverbrauch schuld. Lange Zeit schwebte die Cobra mit etwa 15 A, heute morgen waren es 32 A.

Schon lange habe ich mich über die losen Chassisbefestigungsschrauben geärgert. Es war immer eine arge Fummelei, die Schrauben von innen mit einem Schraubendreher festzuhalten, um außen die Muttern anziehen zu können.
Die fünf losen Schrauben entfette ich mit Spiritus, ebenso die Umgebung der Löcher im Rumpf. Die Schrauben stecke ich soweit durch den Rumpf, daß noch etwas vom Gewinde unter dem Kopf herausschaut. Dann kommt UHU plus endfest 300 auf das Gewinde. Von unten setze ich dann vorbereitete Chassisbleche auf die Schrauben, dann Scheiben und Muttern. Ein (hoffentlich) letztes Mal blockiere ich die Schrauben mit einem Schraubendreher und ziehe die Muttern gut fest. Als letztes kommt noch ein kräftiger Tropfen Kleber auf jeden Schraubenkopf. Dann kommt die Cobra an ihren Platz, in Normallage. Morgen sollten die Schrauben festsitzen.

22.8.2020
Heute morgen ist der Zusammenbau der Cobra in rund 20 Minuten erledigt. Die festgeklebten Schrauben halten.

Allerdings dreht sich der gesamte Aufbau, mit der Hand am Rotorkopf betrieben, seeeehr zäh. Das war vor dem Zerlegen nicht so. Also löse ich zunächst den Heckrotorabtrieb, ohne Erfolg. Vielleicht hat sich das Chassis beim montieren verzogen? Als nächstes mache ich alle Chassisschrauben los: immer noch keine Änderung. Jetzt muss der gesamte Antrieb wieder heraus.
Als der nackte Antrieb auf dem Tisch steht, ist kein Verzug zu erkennen. Also baue ich das Getriebe ab. Dieses ist leichtgängig. Aber der Motor lässt sich merkwürdig schwer drehen.
Empfänger und Akku sind schnell angeschlossen und der Strom gemessen: 5,7 A, fallend. Das liegt im grünen Bereich. Das Laufgeräusch aber nicht, ich kann hören, daß da etwas nicht ganz sauber ist. Nach einer halben Minute Vollgas ist das Geräusch weg und der Strom sinkt auf gut 5,3 A. Offenbar ist beim dauernden Aus- und Einbau ein Dreckkrümel im Motor gelandet, der sich jetzt verflüchtigt hat.
Nur ein immer wieder kehrendes Klingeln stört mich noch. Ich prüfe die Schrauben des Motorträgers, die sind fest. Bleiben noch die Motorbefestigungsschrauben. Die haben einen Sprengring drunter, da sollte nichts passiert sein. Stimmt aber nicht: ich kann alle vier um fast eine halbe Umdrehung nachziehen. Jetzt mache ich "Nägel mit Köpfen", wenn schon alles offen vor mir steht. Jede Schraube kommt einzeln (damit sich das Zahnflankenspiel nicht verändert) raus, bekommt ein Tröpfchen Schraubensicherung und wird wieder eingeschraubt, gut handfest.
Sicherheitshalber lasse ich den Antrieb nochmal laufen. Das Klingeln ist so gut wie weg, der Rest nur noch ganz sporadisch, je nach dem, wie ich den Aufbau festhalte. Am Strom hat sich nichts mehr geändert. Ich schraube das Getriebe wieder auf das Chassis und messe nochmals den Strom, jetzt sind es 7,7 A, das passt.
Der restliche Zusammenbau ist dann Routine.

29.8.2020
Der neue Regler (Hobbywing Skywalker 60) ist eingetroffen. Ich hatte wegen der anderen Regler Bedenken, also setze ich jetzt auf etwas höher belastbare Regler.
Der Regler ist schnell eingebaut und getestet. Einen Lüfter gibts diesmal nicht.

31.8.2020
Gestern und heute habe ich jeweils vier Akkus leer geschwebt. Der neue Regler macht keine Probleme. Die Kreiselempfindlichkeit konnte ich noch etwas zurücknehmen.
Außerdem habe ich mich nochmals am Spurlauf versucht. Außer daß die Drehzahl hochging, konnte ich nichts erreichen.

2.9.2020
Ich hatte endlich genug vom miesen Spurlauf und bin Achims (www.holzblaetter.de) Tipp gefolgt. Ich habe neue Hauptrotorblätter von Achim mit neongelber Bügelfolie beklebt und nach der Schlüterschen Anleitung ausgewogen. Nach der Montage stellte ich den Pitch wieder auf 4° ein.
Auf dem Flugplatz wird der Spurlauf nochmals nachgestellt. Diesmal ist das Ergebnis (fast) perfekt.

13.10.2020
Am letzten Flugtag vor dem Urlaub versuchte ich den Spurlauf noch weiter zu optimieren. Das ging leider "nach hinten" los. Die Schwebedrehzahl ging unangenehm hoch, weil ich das höher laufende Blatt korrigierte.
Dann wurde es für weitere Experimente zu windig. Schließlich soll zumindest ein Kollege den Spurlauf begutachten können - das war wegen der Wackelei durch die Böen aber nicht mehr möglich.

Nach dem Urlaub wollte ich unbedingt, trotz aufkommendem Wind, die nochmals neu auf 4° Pitch eingestellten Hauptrotorblätter ausprobieren. Es kam wie es kommen musste: direkt nach dem Abheben ein paar hefitge Böen, die nicht mehr auszusteuern waren. Also Dampf raus und absetzen. Dabei hat eine Böe die Cobra fast auf die Seite gelegt. bei ca. 45° Roll links sind Haupt- und Heckrotor mit dem Boden in Berührung gekommen. Leider war noch etwas Gas drauf.

Aber die Beschädigungen hielten sich in Grenzen:
- Paddelstange krumm
- Blatthalter vorne abgerissen
- ein Blatthalter hinten zerbrochen
- ein paar Schrauben krumm
- die Hauptrotorwelle hat Stauchungen entgegen der Drehrichtung an den Schraubenlöchern
Auch wenn die Schäden schlimm aussehen, die Rotorblätter, sowohl vom Haupt- als auch vom Heckrotor, haben nichts abbekommen: Keine Risse zu sehen, kein Knacken oder Knistern beim Biegen und Verwinden, die Schraubenlöcher sind noch 1a. Kommentar von Achim: "Zu gute Qualität ;-)".

Um die Paddelstange herauszubekommen, musste ich den Hauptrotor komplett zerlegen.
Das Zentralstück war unterhalb eines Schraubenlochs aufgerissen. Da sich im Riss aber schon Korrision und Dreck befanden, war der Schaden schon älter. Möglicherweise war da die Ursache für die teils sichtbaren Vibrationen der Rotors?
Ich reinigte und fettete auch gleich noch alle Lager und pendelte den Kopf ohne Blätter ordentlich waagerecht aus.
Ich hatte die rote Cobra als "flugbereit" erworben, und sie machte, von Kleinigkeiten abgesehen, auch diesen Eindruck. Deswegen schob ich solche Wartungsarbeiten immer vor mir her, weil ja alles augenscheinlich gut funktionierte.

Im Zuge der Reparatur dichtete ich das Getriebegehäuse neu (mit Hylomar) ab. Ich hatte beim letzten Zusammenbau die äußeren Lagersitze nur in einer Gehäusehälfte mit Kleber versehen. Deswegen hat es dauernd an den Lagern getrielt.
Die zur Reparatur notwendigen Teile hatte ich zum Glück alle in irgendwelchen Kisten und Schubladen vorrätig.

Heute war es dann praktisch windstill und ich bin wieder auf den Flugplatz. Einstellen des Spurlauf ging diesmal zügig, mit fast perfektem Ergebnis.
Der zweite Flug war auch ok, der dritte Flug endete wieder im Desaster: beim sehr langsamen Gaswegnehmen nach dem Absetzen kam der Hauptrotor in wilde Schwingungen. Das passiert hin und wieder. Diesmal reagierte ich nicht schnell genug und die Cobra kippte von mir weg. Ich hab sie zum Glück noch abgefangen bekommen, bevor sie ganz umgefallen war.
Nichts passiert - dachte ich. Was ich nicht gesehen hatte: der Hauptrotor muss wohl kurz Bodenberührung gehabt haben während der Motor noch lief. Irgendwas musste nachgeben - in diesem Fall waren es die Zähne des Delrin-Zahnrads. Der nächste Start fand also mangels Antrieb auf das Getriebe nicht mehr statt, es gab nur noch unangenehme Geräusche.

Ich habe noch heute, diesmal gleich mit Reserve, neue Zahnräder bestellt.

16.10.2020
Die neuen Zahnräder sind schon da. In der Wartezeit habe ich endlich einen Aufbewahrungsplatz für die Rotorblätter geschaffen. Hier sollten sie keine Chance haben, sich zu verziehen.

18.10.2020
Inzwischen ist das Zahnrad ausgetauscht und alles wieder zusammengebaut. Leider machte mir die Woche über das Wetter einen Strich durch die Rechnung, so daß ich erst gestern wieder auf den Flugplatz kam.
Gestern habe ich also fünf Schwebeflüge jeweils so um 8 Minuten absolviert, dann wurde es mir zu ungemütlich (kalt, feucht, aufkommender Wind). Aber die Flüge waren gut, alles funktioniert.

Heute war ich nochmal draußen, um den Kollektiv-Pitch etwas zu reduzieren. Gestern fiel die Heckrotorwirkung mit zunehmendem Wind doch etwas schwach aus. Da ich den Heckrotorausschlag mechanisch nicht mehr vergrößern kann, muss die Gesamtdrehzahl rauf.
Ich bog beide Blatthalter leicht nach unten, die Wirkung war sofort spürbar, aber auch der Spurlauf zum Teufel. Also noch vorsichtig den Blatthalter des höher laufenden Blatts etwas nachgebogen, dann passte es. Das Ganze passierte bei fast völliger Windstiile. Nachdem der Wind wieder zulegte, habe ich entschieden, daß mir die Wirkung der erhöhten Drehzahl noch nicht reicht. Da es aber wieder ungemütlich (s. oben) wurde, verschob ich das weitere Einstellen auf den nächsten Flugtag.

Zu Hause kam die Cobra nach den ganzen Basteleien mal wieder auf die Waage: mit vollem Akku ;-) wiegt sie jetzt 4730g.

19.10.2020
Drei Flüge gingen wunderbar, der vierte endet im Desaster, kaum daß die Cobra richtig schwebt.

Bei diesem ersten wirklichen Absturz hat sie doch ziemlich Schaden genommen. Beide Hauprotorblätter sind davon geflogen, der Rumpf hat, hauptsächlich am Heckausleger, einige Lackabplatzer und Risse, eine Höhenflosse ist abgebrochen, die Paddelstange und eine Kufe sind krumm. Was es sonst noch gibt, zeigt sich später zu Hause.

Zu Hause angekommen, schaue ich mir die Schäden nochmals ausführlicher an. Jetzt sind noch mehr Stellen zu sehen: das Steuergetänge des Heckrotors ist verbogen und der zweite Spant vorne ist endgültig hin. Die Schlitze für die Akkuhalterung haben ihn zu sehr geschwächt

20.10.2020
Die Absturzursache ist relativ schnell gefunden.

Wie auf den ersten beiden Bildern vom Regler zu sehen ist, ist der Aufkleber auf der Seite mit dem Kühlkörper angebracht - schon das kann zu Problemen führen. Da ich den Hersteller nicht für so ungeschickt hielt, montierte ist diese Seite des Reglers direkt auf die Trägerplatte.
Als ich dann bei dem schönen warmen Wetter die vier Flüge mit nur kurzen Pausen absolvierte, ist der Regler schlicht überhitzt und hat abgeschaltet. Ende Cobra.

Um die Überhitzung in Zukunft zu vermeiden, baue ich die ganze Sache gründlich um:
Zunächst schneide ich zwei Löcher in den Schrumpfschlau, aber so, daß der Kühlkörper nicht verrutschen kann.
Dann kommen zwei dicke Kabelbinder um den Regler. Diese verhindern einerseits, daß der Kühlköper sich irgendwie bewegt und sich dadurch der Kontakt zu den zu kühlenden Teile verschlechtert. Zum anderen sorgen sie für etwas Abstand zwischen Lüfter und Kühlkörper. So kann die Luft ungehindert die Wärme abführen.
Den Lüfter setze ich mit weiteren Kabelbindern auf den Regler.
Das ganze Paket befestige ich wieder am ursprümglichen Platz auf der Holzplatte. Die Kabelbinder hierfür sind nicht über den Kühlkörper geführt.
Als letztes bekommt der Lüfter einen eigenen Servostecker. So brauche ich nicht, wie beim ersten Einsatz eines Lüfters, am Regler herumzulöten.
Am Empfänger kommt der Regler wie bei mir üblich, an Kanal 4. Der Lüfter kommt an den Batterieanschluß.

Das Kufenrohr ist nicht so krumm, daß es nicht zu richten wäre. Nachdem es einige Zeit in der Werkstatt lag, bröckelt allerdings vorne eine Portion guten Mutterbodens heraus. Nur ein bisschen Sauerei auf dem Tisch, aber überraschend ;-)

5.8.2021
Nachdem ich inzwischen alles Offensichtliche geflickt habe, ergibt ein Test - ohne Hauptrotorblätter - ab etwa Halbgas ein lautes Heulen, wie ein kaputter Staubsauger.
Die neuerliche Überprüfung fördert eine ziemlich krumme Heckrotorsteuerstange zu Tage. Die biege ich wieder gerade und teste erneut: keine Änderung. Jetzt ist das Rätselraten groß. Als nächstes schmiere ich das Heckrotorgetriebe, fülle noch ca. 2 cm³ Öl ins Hauptgetriebe und gebe etwas Fett auf die Flexwelle.

Seitdem ist viel Zeit vergangen, ohne wirkliche Fortschritte. Auch, da der Umzug nach Sylt ansteht und meine Werkstatt erst seit ein paar Tagen wieder benutzbar ist.

Inzwischen bin ich auf Sylt angekommen und teste die Cobra wieder einmal. Schließlich möchte ich sie den neuen Kollegen auch mal vorführen. Leider ist das Heulen immer noch nicht weg.

Achim merkte an, daß vielleicht Motor oder Getriebe Schaden genommen haben könnten. Also baue ich die gesamte Mechanik aus dem Rumpf aus. Die Motor- und Getriebeeinheit läuft bei jeder Drehzahl mit dem zu erwartenden Geräusch. Also liegt der Fehler nicht hier. Beim Hin- und Herräumen bemerke ich, daß einem der Heckrotorblätter ein Stückchen außen an der Nasenleiste fehlt. Aerodynamisch wird das nichts ausmachen, aber der Heckrotor ist doch etwas umwuchtig. Mit 15 cm Tesafilm ist das ausgeglichen. Nach dem Einbau der Motor- und Getriebeeinheit in die Cobra, ohne Hauptrotor ist, zumindest auf der Werkbank, das Heulen weg. Zur Sicherheit kommt noch eine neue Hauptrotorwelle rein, mit der originalen Welle konnte ich beim Hochfahren ohne Rotorblätter teils deutliche Schwingungen sehen.
In der Hoffnung auf wenig Wind, bin ich wieder auf den Flugplatz gefahren. Rotorblätter drauf, mitten auf den Platz, Strom drauf und los. Vibrationen gibt es nicht, auch kein Schütteln beim Hochdrehen. Die Cobra hebt gut ab, aber der Spurlauf ist "unter aller Sau", mindestens 5 cm Unterschied zwischen den Blättern. Aber ich schwebe noch ein halbe Minute weiter, bis mir heftige Böen den Spaß verderben. Ohne Rohrzange kann ich den Spurlauf nicht einstellen, also wars das erstmal wieder.

Später in der Werkstatt verpasse ich einem Blatt einen schwarzen Streifen aus Bügelfolie und pendele dann die Blätter aus. Das nicht markierte Blatt bekommt noch gelbe Folie als Gegengewicht und schließlich einen schmalen Striefen Orange, für das letzte Bisschen Austarieren.
Beim nächsten Besuch auf dem Flugplatz stelle ich zuerst den Pitch des Hauptrotors mit der Lehre ein, im Keller ist dafür noch zu wenig Platz. Dann gehts auf die Piste. Leider habe ich wieder den Wind unterschätzt, zwei Mal kippt mir die Cobra beim Hochdrehen fast um, ich muss zur bewährten Methode des "Sprungstarts" greifen. Es geht, kurz, dann wird es mir zu gefährlich. Aber zumindest konnte ich erahnen, daß der Spurlauf jetzt wohl ziemlich gut ist.

28.11.2021
Endlich ist mal wieder ein windstiller Tag angesagt. Den will ich zu einem Test nutzen.
Da unser Platz im Winter zu Feuchtbiotop-Eigenschaften neigt, sollen Schwimmer an die Cobra. Daraus sollte ich auch bessere Lageerkennung ergeben.

Zuerst gilt es, die Schwimmer nach dem Umzug wiederzufinden. Ganz hinten in einem Kniestock entdecke ich sie dann endlich. In der Kiste sind vier Schwimmer und zwei Alublechstreifen zur Montage. Die sind allerdings golden lackiert, der Lack ist schon lange nicht mehr komplett und zudem ist auch noch alter Rizinusdreck vorhanden. Nach einer Stunde Bearbeitung mir einer Klinge und Schleifpapier sehen die Alustreifen wieder gut aus. Nicht wie neu - aber diese Cobra ist ja auch ein Gebrauchsmodell.
Jetzt kommen die Schwimmer dran. Erstmal putze ich mit einem nassen Lappen den Dreck der Jahrzehnte weg. Dann gehts ans Aufblasen. Einer hat ein Loch, daß ich gar nicht so schnell pusten kann, wie die Luft entweicht, ein anderer bläst unter einem alten Flicken leicht ab. Die restlichen beiden halten die Luft.
Bei der Montage an die Alustreifen zeigt sich, daß einer der hölzernen Rundstäbe nicht mehr ganz gerade ist, aber mit etwas drücken und schieben geht es dann doch. Dann kommen die Schwimmer statt des Holzkufengestells unter die Cobra.

Am frühen Nachmittag gehts dann auf den Flugplatz. Erstmal ein paar Fotos machen, man weiß ja nie.

Dann der erste Start. Schon beim Schweben muss ich die Hecktrimmung ganz nach links schieben, wie erwartet brauchen die schweren Schwimmer mehr Drehzahl. Um das auszugleichen erhöhe ich den Pitch des Hauptrotors vorsichtig. Der erste Durchlauf bringt noch nichts, also lange nochmal etwas kräftiger zu. Jetzt ist es besser, aber der Spurlauf ist bescheiden. Ich gebe dem tiefer laufenden Blatt noch mehr Pitch. Beim dritten Testschweben passt Spurlauf wieder und Drehzahl ist auch wieder besser. Jetzt wird es schon dämmrig und kalt, weil dicke Wolken aufziehen. Für heute reicht es ganz plötzlich allen Anwesenden.
Leider gibt es keine Fotos der Schwebe-Tests.

Resultat : ich werde die Einstellung mal nachmessen müssen. Je nach Ergebnis werde ich dann den Pitch am Haupt- oder am Heckrotor nochmal anpassen. Wenn der nächste windstille Tag angesagt wird.

© Uwe Jantzen 30.11.21